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Trump spielt Star Wars

  • Jaro
  • 1. März
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. März

Es war äußerst skurril, was sich am Freitag im Oval-Office abspielte. Trump, umgeben von seinen bedeutungsvollsten politischen Unterstützern und einer riesigen Gruppe Trump-treuer Journalisten, empfing den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem Gespräch über ein mögliches Abkommen zwischen USA und Ukraine, das helfen soll, den Krieg zwischen Russland und der Ukraine beizulegen. Zu einer Unterzeichnung eines solchen Vertrags, welcher eine Bereitstellung großer Mengen ukrainischer Edelerden für die Amerikaner beinhalten würde, ist es bislang nicht gekommen. Nach einer hitzigen und nicht immer staatsmännischen Diskussion verließ Selenskyj das amerikanische Regierungsgebäude, ohne dass es zu einer Einigung gekommen wäre.



Trump, bekannt für seine Fähigkeiten als „Deal-Maker“, unterbreitete der Ukraine das Angebot, weitere militärische Unterstützung zuzusagen, wenn die Ukraine bereit ist, der USA hochwertige Rohstoffe und edle Erden im Wert von gut 500 Mrd. US-Dollar bereitzustellen. Der Impuls für ein  solches Vorgehen für einen Friedensplan kam vergangenen Herbst vom ukrainischen Präsidenten selbst. Im Gegenzug für die Rohstoffe soll die USA der Ukraine umfangreiche Sicherheitsgarantien zusichern. Auf den ersten Blick ein Deal, der sich, für ein vom Krieg stark gebeutetes Land, wie der Ukraine, zu lohnen scheint. Trump allerdings ist gieriger als es die nackten zahlen erlauben. Er spricht von 300 Mrd. US-Dollar militärischer Hilfen, die die Amerikaner den Ukrainern bisher geleistet hätten. So kommt er auf das Einfordern von Rohstoffen im Wert von 500 Mrd. US-Dollar, wobei Vorauszahlungen für weitere Hilfen inbegriffen sind.  Der Militärexperte Nico Lange, Senior Fellow der Münchner Sicherheitskonferenz, sagte dem ZDF allerdings, dass diese Zahlen deutlich zu hoch gegriffen sein. Zwar ist die USA der stärkste Unterstützer der Ukraine, doch wurden bisher militärische Güter lediglich im zweistelligen Milliardenbereich geliefert. Was genau hat Trump also vor und wie ist sein Auftreten gegenüber Selenskyj zu erklären?


Ohne Frage, es ist ein Eklat, der seines gleichen sucht: der Präsident eines Landes verlässt nach öffentlich verfolgbaren Streitigkeiten mit dem amerikanischen Präsidenten das Oval-Office, sagt die gemeinsame Pressekonferenz ab und zögert mit der Unterschrift für einen vermeintlich bereits feststehenden Deal. Aber wie kam es dazu, dass Selenskyj frühzeitig das Meeting verließ und mit einem bereitgestellten Wagen verschwand?

In den vorangegangenen gut fünfzig Minuten waren aufmerksame Beobachter Zeugen eines kräftigen Schlagabtausch zwischen Selenskyj, Trump und J.D. Vance. Zu Beginn ging es noch sachlich zu und man konnte gar glauben, es käme tatsächlich zu einer Unterzeichnung des Deals. Dann jedoch als der Ukrainer danach fragt, von welcher Art Diplomatie die Rede ist, beginnen Trump und sein Vize, ihn kräftig in die Mangel zu nehmen. Sie werfen Selenskyj mangelnden Respekt und Dankbarkeit vor und lassen ihn fortan nur schwer ausreden. Selenskyj ist anzumerken, dass ihm diese Situation Unbehagen bereitet und er sie als unfair empfindet. Dennoch versuchte er, sich von all dem nicht einschüchtern zu lassen.


Die ganze Welt wurde Zeuge von einem neuen Amerika und einer neuen Art, wie Konflikte beigelegt werden.

Nicht wenig erinnert dabei an die Zustände während der Klonkriege in der großen Star Wars Filmreihe. Viele hundert Jahre gab es eine sichere Ordnung in der Galaxis mit einem gemeinsamen Werteverständnis, dann aber begannen separatistische Planeten und Vereinigungen sich von der Republik loszueisen und Krieg zu führen. Welche Rolle man Trump und Amerika dabei zukommen lässt, ist diskutabel. Der Bankenclan, welcher den separatistischen Systemen angehörte, ist im großen galaktischen Krieg auf maximalen Profit aus und gewillt, die bestmöglichen Deals zu schließen. Durchaus eine Parallele zu Trump, ohne ihm dabei vorwerfen zu wollen, dass er Krieg gegen die ganze Welt führen will. Er ist nur einfach clever und gierig darauf, das finanziell und wirtschaftliche Beste aus jeder Situation für sein Land herauszuholen. Trump geht neue Wege und spielt Star Wars. Die Frage, die sich mir stellt, ist: „Was passiert, wenn der Ukraine-Trump-Deal tatsächlich über die Bühne geht?“. Ist die Verteidigung der selbstverständlichsten Werte fortan käuflich? Es scheint, als wäre das Recht des Stärkeren zurückgekehrt. So ist auch Trump und Vances Auftreten gegenüber Selenskyj zu erklären. Sicherlich ist es äußerst fragwürdig, wenn ein Staatsoberhaupt auf diese Weise eine Unterredung mit einem anderen abbricht, doch legt die Vorgehensweise des amerikanischen Präsidenten und seines Vertreters die Vermutung nahe, dass das einzige Ziel dieses Treffens war, Selenskyj als schwachen und undankbaren Präsidenten darzustellen, der überhaupt nicht fähig ist, sein eigenes Land zu schützen. Daher ist es nur allzu selbstverständlich, dass die allmächtigen Amerikaner der vermeintlich schwachen Ukraine schützend zur Hilfe kommen. Natürlich aber nur, wenn der Preis stimmt. Dass ein Großteil der ergründeten Abbaugebiete für seltene Erden in von Russland besetzten Gebieten liegt, wird offenbar unter den Tisch gekehrt. Trump schließt Deals mit allen Seiten, sofern sie für ihn einträglich sind. Natürlich bewegt ihn das Schicksal der Ukraine. Fällt sie samt ihrer Rohstoffe Putin in die Hände, würde Amerika einen erheblichen Wettbewerbsnachteil bei der Produktion technischer Geräte erleiden. Die Ukraine von sich abhängig zu machen, ist ein cleveres Vorgehen. Geschickt werden viele Seiten gegeneinander ausgespielt und vermieden, sich klar auf eine Seite zu schlagen. Auch eine andere Seite könnte ja vielleicht etwas gewinnbringendes zu bieten haben. Vielleicht ist eine Welt, die in Chaos und Zerstörung versinkt, die Wunschvorstellung eines Donald Trumps, denn dann gäbe es unendlich viele Seiten, die gegeneinander ausgespielt werden könnten.


Vielleicht ist Trump daher nicht nur der Kopf des Bankenclans, sondern vielmehr die Verkörperung des Aufstiegs des Imperator Palpatines. Aus dem von jenem Charakter konstruierten Chaos entstand eine Situation, in der selbst der Bankenclan nicht mehr Schritt halten konnte. Vielleicht täusche ich mir aber auch und der wahre Imperator hat sich bisher noch nicht gezeigt. Oder vielleicht kommt diese Rolle einem anderen Akteur zu. In Russland gibt es sicherlich ebenfalls einen sehr interessierten Bewerber auf die Rolle Palpatines in einem weiteren Teil der Star-Wars Reihe.

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